Dualseelenromantik demaskiert

Dieser Blog ist noch immer nicht zu Ende. Vielleicht war es naiv von mir zu glauben, ich könnte mich einfach trennen und dann einen Schlusspunkt hinter das ganze Kapitel setzen. Doch natürlich ist mein Prozess damit nicht zu Ende. Naja, seien wir ehrlich. Wer hätte das auch gedacht?!

Eines vorweg. Meine Entscheidung ist gefallen und noch immer dort, wo sie war. A. und ich sind nicht länger ein Paar. Das war schmerzhaft, fühlt sich aber vollkommen richtig an. Ich habe das Schlimmste hinter mir. Und vielleicht das Wichtigste: ich fühle mich wieder stabil. Man beachte das Wörtchen wieder.

Doch gleichzeitig hat die Trennung für mich weitere Dinge losgetreten, fast wie bei einem Dominoeffekt. Die Steine fielen unerbittlich, einer nach dem anderen. Und hier bin ich nun. Wieder einmal „neugeboren“?

Transformation

Bereits die erste Trennung von A. 2016 hatte mich in eine tiefe Krise gestürzt (damals war er derjenige, der sich trennte). Ich wünschte, ich könnte den damaligen Prozess wirklich in Worten fassen und teilen, so unglaublich intensiv und vielschichtig war er. Es war wie eine Häutung, eine wahrhaftige Transformation. Wie der Schmetterling, der erst zu sterben scheint, bevor er völlig verwandelt als etwas anderes wieder geboren wird.

Das klingt fürchterlich blumig, aber vielleicht werden zumindest die Mütter unter euch verstehen, wovon ich spreche. Du scheinst dich aus dir selbst herauszustülpen, und nach der Geburt ist nichts mehr wie zuvor.

Zuspitzung

In Wirklichkeit haben sich die Ereignisse der letzten Wochen systematisch zugespitzt. Genauer gesagt, hat es – ganz klassisch – drei aufeinander aufbauende Ereignisse gegeben. Und das letzte hat – wie in einer guten Geschichte – den Knoten endgültig zum Platzen gebracht.

Alle drei Ereignisse hatten eines gemeinsam: sie waren wie ein Seelenschock. Sie haben mich traumatisiert. Sie haben mir jegliches Gefühl von Sicherheit geraubt. Eines nach dem anderen. Immer ein bisschen mehr. Bis am Ende nur noch ich ganz allein übrig war.

Die Wellen brechen über mir zusammen

Das nennt man Überwältigung. Diejenigen von euch, die sich schon einmal mit Trauma beschäftigt haben, werden verstehen, wenn ich von Überflutung spreche. Die ganze Welt schien förmlich über mir hereinzubrechen. Ich war zu nichts mehr in der Lage. Nicht einmal zum Sprechen. Und wie bei einem Ertrinkenden, der nicht mal mehr in der Lage ist, nach Hilfe zu rufen, drohte ich, vollständig von den Tiefen verschlungen zu werden.

Erstaunlicherweise ist das nicht geschehen. Doch es war verdammt knapp. Was genau mich gerettet hat? Da muss ich jetzt selbst mal gründlich nachdenken.

Rettendes Eiland

Ich denke, am Ende hat sich mein Mann als mein rettendes Eiland erwiesen. Er war zwar ebenfalls völlig überfordert, aber wenigstens war er da. Und er war, im Unterschied zu mir, noch handlungsfähig.

Das allein kann manchmal schon reichen. Dass jemand da ist. Schließlich hatte ich wieder so weit Boden unter den Füßen, dass ich wieder in der Lage war zu sprechen. Ich wies ihn an, mich einfach zu halten. Denn das konnte ich verdammt noch mal spüren: was ich brauche.

Alles, was ich auf dieser verdammten, beschissenen, vergifteten Welt brauchte, war ein kleines Stück Sicherheit.

Das hat er mir gegeben. Und das hat es mir ermöglicht, den nächsten Schritt zu gehen.

Auf den Grund der Dinge

Die ganze Dualseelen-Theorie ist schön und gut und hat auch mir immer wieder geholfen. Aber sie kratzt nur an der Oberfläche. Diese Seelenverbindungen bringen so viel mehr in uns an die Oberfläche als ein simples Runner-Chaser-Prinzip. Diese Verbindungen werfen Licht auf unsere tiefsten Wunden. Und die tiefste Ursache, die ich habe entdecken können, ist Trauma.

Daher verrate ich euch heute meine Abkürzung. Diese Abkürzung nimmt euch nicht die ganze Arbeit ab. Sie erfordert noch immer viel Heil- und Trauerarbeit. Und unsäglich viel Integration. Denn wir sind, Mannomann, sowas von desintegriert. Die meisten von uns jedenfalls. Ich für meinen Teil auf jeden Fall. Aber wenn du es wirklich wissen willst, könnte das dein Weg sein.

Wende dich deinem Körper zu. Und höre ganz genau hin, was er dir sagt. Folge seinen Impulsen. Folge seinen Bewegungen. So bizarr und merkwürdig sie auch scheinen mögen. Er hat die Weisheit. Er will zurück in die Balance. Vertraue ihm.

Und wenn du all diesen Ballast, diese Schwere, diesen Generationen alten Scheiß, deinen Stress, deine Ängste wirklich loslassen willst, bringe deinen Körper zurück ins Schwingen. Lass ihn zittern.

Abschied im Frieden

Apropos, es wird euch vielleicht noch interessieren, dass A. und ich sehr friedlich und liebevoll auseinander gegangen sind. Nichts mehr übrig von unseren alten Spielchen, gegenseitigen Attacken und Kontaktabbrüchen. Wir sind, glaube ich, als reife(re) Erwachsene auseinander gegangen. Und haben vereinbart, dass wir den Kanal zwischen uns nicht wieder mit Gewalt abklemmen werden, sondern uns gestatten werden auszudrücken, was immer ausgedrückt werden will.

Für den Moment brauche ich nach einer sehr wohltuenden Aussprache eine große, dicke, fette Pause. Unterm Strich haben wir doch versucht, zu schnell zu sein. Dabei heilt Trauma nur, wenn wir massiv verlangsamen. Wahrscheinlich ist deshalb Verlangsamung A.s großes Thema.

Vielleicht werde ich irgendwann wieder Lust haben, ihn mal anzurufen. Wir werden sehen. Und er hat die gleiche Möglichkeit, sich bei mir zu melden.

Noch eine abschließende Warnung

Zum Abschluss möchte ich noch eine Warnung aussprechen – und zugleich eine Fehleinschätzung meinerseits eingestehen. Ich bin lange Zeit den Videos von Lindy Cowling gefolgt und hatte sie stets als vertrauenswürdig und hilfreich empfunden. Nur aufgrund dieser Einschätzung hatte ich mich Ende letzten Jahres entschieden, eine Heilsession bei ihr zu buchen.

Über diese erste Session kann ich nichts Negatives berichten. Doch die zweite, die ich vor wenigen Tagen hatte, hat mich in die tiefste Krise seit meinem 19. Lebensjahr gestürzt.

Ich will Lindy nicht sämtliche Kompetenzen absprechen. Sie hat mir durchaus in mancher Hinsicht auf die Sprünge geholfen. Was ich aber definitiv beurteilen kann: von Trauma und der Gefahr, Klienten zu retraumatisieren, hat sie nicht die geringste Ahnung.

Was für mich persönlich vielleicht das Schlimmste war: als ich versucht habe, die Angelegenheit konstruktiv und ehrlich mit ihr zu klären, hat sie schlichtweg abgestritten, dass jegliche Form ihrer Behandlung überhaupt einen Schaden hätte verursachen können. Das ist – auch nachdem ich in meiner eigenen Unsicherheit mit mehreren Profis Rücksprache gehalten habe – schlichtweg falsch (!) und meines Erachtens sogar hochgradig gefährlich.

Wäre ich nicht so gut informiert und ausgebildet gewesen, hätte ich diese Episode nicht so vergleichsweise schadlos überstanden (denn Schaden habe ich genommen; was ich lediglich verhindern konnte, war, dass der Schaden desaströse Ausmaße annimmt). Eine solche Erfahrung steckt niemand von uns locker weg. Und ich kann spüren, dass ich Zeit brauchen werden, um mich davon völlig zu erholen.

Liebe Leute, prüft einmal, zweimal, fünfmal, zehnmal, ob jemand euch wirklich helfen kann oder ob ihr nur schönen Versprechungen (oder eurer eigenen Sehnsucht) aufgesessen seid. Betreibt eure eigene Recherche. Und glaubt bitte auch mir kein einziges Wort, ohne es auf Herz und Nieren zu prüfen. Das hier sind meine Erfahrungen und meine Einsichten. Aber auch ich irre mich, wie meine Fehleinschätzung von Lindy gezeigt hat.

Manchmal sind unsere Fehler glimpflich, manchmal sind sie aber auch fatal. Auch aus englischen Kreisen habe ich von einem Fall gehört, wo eine sogenannte „Heilung“ in einem Selbstmord geendet ist. Ich will nicht sagen, dass die Verantwortung dafür bei der behandelnden Person allein zu suchen wäre. Solche Ereignisse sind immer äußerst vielschichtig.

Gefährliche Scharlatanerie

Aber: Wenn ich eines in den letzten Wochen gelernt habe, so ist es die immense Verantwortung, die wir als Heiler in manchen Momenten für andere übernehmen. Das Mindeste, was wir dann tun können, ist demütig zu sein und unserer eigenen Fehlbarkeit und unserer Grenzen bewusst zu sein. Und sollten wir einmal einen Fehler gemacht haben, so ist das Mindeste, was wir tun können, uns um die Sicherheit unserer Klienten zu kümmern.

Lindy hat mich in dieser Krise vollständig mir selbst überlassen. Das halte ich nicht nur für grob fahrlässig und unverantwortlich, sondern als Therapeutin für schlichtweg gefährlich. Ich bin noch nicht sicher, ob ich eine Beschwerde einreichen werde, aber ich erwäge diesen Schritt.

Außerdem werde ich mir zukünftig fünfmal überlegen, ob ich noch einmal online mit jemandem arbeiten werde.
Therapie oder Heilung jeder Art erfordert an allererster Stelle, für Sicherheit zu sorgen. Alles andere ist Scharlatanerie.

Persönlicher, physischer Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. Ich kann das nicht laut genug in die Welt schreien.

Seid besonders vorsichtig bei erklärten Dualseelen-Experten. Je mehr sie euch versprechen, desto vorsichtiger solltet ihr sein. Garantierte Harmonie mit eurer Dualseele? Das will ich sehen! Zertifizierte Dualseelen-Experten mit Sternchen und Orden? Bei so etwas sollten bei euch alle Alarmanlagen klingeln.

Es gibt sie, die guten, vertrauenswürdigen und fundiert ausgebildeten Therapeuten. Aber es gibt leider auch viele, von denen Ihr besser die Finger lassen solltet. Und vor allem sollten die Betreffenden langjährige eigene Erfahrungen in diesem Prozess haben. Zwei oder drei Jahre mit der Dualseele reichen nicht, das ist meine eigene bescheidene Meinung. Wenn sie fünf oder zehn Jahre auf dem Weg sind, wird es vielleicht interessant. Und sind sie selbst in der viel besungenen Union mit ihrem energetischen Gegenüber?

Davon abgesehen könnt Ihr viele Prozesse und Wunden mit einem stinknormalen, empathischen Therapeuten lösen. Ja, es ist nett, wenn der nicht gleich die Zwangsjacke bestellt, wenn wir von Seelenverbindungen faseln. Aber heilen kann man mit zahlreichen Therapien.

Dieser Prozess ist nicht rosarot. Dieser Prozess ist Knochenarbeit und vielleicht das Härteste, was euch je widerfahren wird. Lasst euch nicht für dumm verkaufen mit weichgespültem Gesäusel. Bitte tut mir den Gefallen.

Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr im entscheidenden Moment die richtigen Menschen um euch habt, die euch halten, beschützen und lieben.