Dass A ein Schlitzohr ist, weiß ich nicht erst seit gestern. Und wenn ich ehrlich bin, liebe ich ihn sogar dafür. Vor etwa zwei Wochen hatten wir ein sehr aufschlussreiches Gespräch, das uns näher an unseren Grundkonflikt führte.

Wie ich bereits erzählt habe, leidet A an einer chronischen, degenerativen Erkrankung. Nicht schön, seine Verschlechterung mit anzusehen. Und doch bin ich überzeugt, dass ein großer Teil hausgemacht ist.

Seit unserem Wiedersehen 2014 habe ich mich mit Heilungschancen für diese Krankheit beschäftigt. Und ein paar richtige große Entdeckungen gemacht.

Dies hatte nur die ganze Zeit einen Haken. Wie groß der Haken ist – und wie entgegengesetzt wir wirklich sind, hat nun unser Gespräch gezeigt.

Krankheitsgewinn

Wir unterhielten uns nämlich über seinen Krankheitsgewinn. Dass er etwas von seiner Krankheit hat und sie deshalb „nicht hergeben“ will, ist mir schon länger klar. Inzwischen gibt er es sogar zu.

Kein Wunder, dass er all meine Einsichten und Aha-Momente abgewehrt hat. Mir war ja bekannt, dass man niemanden retten kann, der nicht gerettet werden will … aber Ihr wisst, wie das ist. Man tut´s doch, oder versucht es zumindest. Wider besseres Wissen.

Jedenfalls haben wir klar benannt, was A von seiner Krankheit hat. Er ging sogar so weit, sich einen „Betrüger“ zu nennen, weil er nicht ganz so krank ist, wie er vorgibt zu sein.

Ehrlichkeit hilft.

Jetzt, wo die Karten offen auf dem Tisch liegen und er nicht mehr so tun muss, als wolle er gesund werden, muss ich mich auch nicht mehr abmühen (ja, ich weiß – hätte es ja sein lassen können.)

Verhandlungen

Nun scheinen wir in Verhandlungen getreten zu sein. Ich habe klar gemacht, dass ich keine Lust habe, seine selbstgebastelten Abhängigkeiten und Einschränkungen auszubaden  – träumt er doch davon, dass ich ihn pflege!

Schließlich erklärte er sich bereit, zu „zwei Drittel“ gesund zu werden. „Hier“ (Kopf) und „hier“ (Herz). Die Krankheit im Bein wollte er behalten.

Des Menschen Willen

Des Menschen Willen ist sein Himmelreich.

Entscheidend ist für mich, dass er nicht länger glaubt, er könne (oder müsse!) mir etwas vorspielen. In den letzten dreißig Jahren hat er seine Überlebensstrategie als Chamäleon bis zur Meisterschaft getrieben. Not with me.

Ich sage ihm auf den Kopf zu, wenn er mir Bullshit erzählt, und er beginnt, mich dafür zu respektieren. Ich glaube sogar, dass er genau das wollte.

Wir wollen enttarnt, wir wollen gesehen werden für das, was wir wirklich sind.

Weiterer Test

Vielleicht habe ich auch seinen nächsten Test bestanden. Findet sie heraus, dass ich alle an der Nase herumführe? Ist sie genauso dumm wie alle anderen? Lässt auch sie sich täuschen?

Nein, lässt sie nicht. Unsere Gespräche werden zunehmend gradliniger. Weniger Wattebäusche. Mehr Butter bei die Fische. Und es tut gut. Das geht aber erst, seitdem die Angst weg ist, er könnte bei jeder Konfrontation das Weite suchen.

Ich will ihn nach wie vor gesund sehen und halte das – allen medizinischen Unkenrufen zum Trotz – auch weiterhin für möglich. Sollen die doch glauben, es sei unheilbar. Ich kenne A’s Kraft und Entschlossenheit. Er hat einen eisernen Willen und eine verblüffende Fähigkeit zum Manifestieren. Er zieht durch, was er sich vorgenommen hat (nur mich aus seinem Leben zu kicken, hat nicht so ganz funktioniert, haha). Also warum nicht auch gesund werden?

Oder – wie eine Freundin es ausdrückte – einen anderen, konstruktiveren Berg zum Besteigen suchen?

Vorerst zufrieden

Vorerst habe ich mich mit seinem „zu zweidrittel gesund“ zufrieden gegeben. Soll er ruhig glauben, ich hätte es geschluckt. Letztlich kennen wir beide das Spiel. Und haben wahrscheinlich sogar Spaß daran.

Jedenfalls meinte er, jetzt, wo er seine Absichten nicht mehr vor mir verstecken müsse (und ich ihn „enttarnt“ habe – ohne ihn zu verraten!), seien die Dinge anders geworden. Ist doch immer wieder schön, wenn eine Maske fällt. Sogar nach Jahren.

Ein zweidrittel gesunder A wäre ein Anfang. Genug zu tun gäbe es ja noch. Dem restlichen Drittel widmen wir uns später.

Dieses Spiel ist noch nicht zu Ende.

😀