Das große Stichwort der letzten Zeit schein Akzeptanz zu sein. Und mit dieser Akzeptanz kommt mehr Frieden.

In Bezug auf A habe ich meinen panischen Aktionismus verloren. Unser Leben formt sich aus den Folgen all unserer Entscheidungen. Er hat seine getroffen, und das ist sein gutes Recht.

Aber vor allem haben wir Grenzen. Das ist auch das, was mich meine Traumaerfahrungen lehren. Wir sind nicht beliebig belastbar. Es gibt Dinge, die wir nicht können oder die wir nicht bewältigen. Manche Dinge sind zu groß und schwer. Manchmal sogar, wenn mehrere Menschen gemeinsam versuchen, die Last zu tragen. Dann bleibt uns nur, es zu betrauern. Dieser Schmerz kann uns überspülen wie eine Riesenwelle. Aber er verebbt irgendwann.

Wurzeln in der Zeit

Ich habe vorgestern eine sehr intensive, erschütternde und gleichzeitig befreiende Ahnenheilung für meinen Sohn gemacht. Dieses Trauma geschah vor 1000 Jahren. Und irgendwie war ich in der Lage, es zu spüren und zu erlösen. Welch eine Erleichterung! Und welche Folgewirkungen. Über Generationen und Generationen hinweg.

Auch für A hat eine gute Freundin eine Energiereinigung und -heilung durchgeführt (mit seiner Erlaubnis). Auf seiner Ahnenlinie lastete auch alles mögliche. Flüche, Fremdenergien, nicht erlöste Seelen. Und auch wenn ich fühle, dass das wichtig war, geht es mit seiner Gesundheit weiter bergab. Die Last war zu lange zu schwer. Da geht jedem irgendwann die Puste aus.

Akzeptanz

Ich habe lange viel Energie dafür verwendet, Dinge diesbezüglich zu wenden. Er wollte es nicht. Also habe ich, als er ins Heim gezogen ist, diesen Schritt schließlich schweren Herzens akzeptiert. Aber ich versuche nicht mehr, ihn zu retten. Auch wenn er sich das immer noch wünscht.

Es geht ihm nicht gut bzw. es ist stark tagesformabhängig. Die Wirkung der Operation Anfang Januar war nicht von Dauer; der Tremor ist zurück. Wenn auch vielleicht nicht mit voller Stärke.

Und er vermisst mich. Er sehnt sich nach echter Fürsorge. Nicht nach Verwahrung.

Ich würde gern etwas für ihn tun, aber Covid hält uns voneinander fern. Und ich glaube, das soll so sein. Außerdem braucht mich meine Familie gerade dringend.

Entlastend

Mein Mitgefühl und meine Liebe für A habe ich nicht verloren. Aber ich will ihn nicht länger retten. Und das hat etwas ungeheuer Entlastendes. Die Hilflosigkeit bleibt. Aber es geht auch mit Akzeptanz einher. Akzeptanz unserer Grenzen.

Die Kommunikation zwischen uns funktioniert immer weniger. Das zeigt sich auch technisch. Seine Stimme gehorcht ihm immer weniger. Ich glaube, ihn holt seine ursprüngliche Sprachlosigkeit ein angesichts des familiären Grauens.

Gleichzeitig ist die Transformation, die gerade individuell und kollektiv passiert, unglaublich. Unglaublich groß und unglaublich schmerzhaft. Diese Dinge mit offenem Herzen und mit weitgehend abgelegten Schutzpanzern zu durchleben, ist eine Herausforderung. Aber es gibt gerade so viel, was erlöst werden will.

Vielleicht darf auch das eine oder andere bei ihm noch gehen. Aber ich vermute, dass diese Transformation eher im Alleinsein geschieht und ich dabei eher hinderlich wäre. So wie auch ich meine Transformationen in der Zurückgezogenheit erlebe.

Manches können wir nicht teilen.