Gerade habe ich wieder einmal leibhaftig erlebt, was es bedeutet, der Spiegel für den Seelenpartner zu sein. A und ich hatten gerade ein sehr intensives Gespräch über Skype, und ich habe ihm klare Worte gesagt.

Wir scheinen in der Umkehrung angekommen zu sein. In den letzten fünf Jahren war er es oft, der mir die passenden Takte gesagt hat – ob es mir gefiel oder nicht. (Meistens gefiel es mir nicht lol). Er hielt mir immer wieder den Spiegel vor, und oft habe ich ihn als gnadenlos und unbestechlich erlebt.

Heute habe ich ihm den Kopf gewaschen. Das wäre noch vor einem Jahr undenkbar gewesen. Er hätte mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und hätte sich eiskalt aus meinem Leben gebeamt.

Wut

Eigentlich war es mein gestriger Traum, der mir vor Augen führte, wie wütend ich auf ihn war – für etwas, was er wenige Tage zuvor gesagt hatte. Wütend, weil er sich klein machte. Wütend, weil er Verantwortung abgab. Wütend, weil er anderen Frauen – und in diesem Fall mir – so viel Macht in seinem Leben gibt.

Ich habe ihm gesagt, dass seine „gehorsame“ Rolle, in die er geschlüpft war, überhaupt nicht meinem Verständnis entspricht. Sondern dass ich uns als gleichberechtigt, auf Augenhöhe erlebe.

Aber ich hätte ja eine so grundlegend andere Meinung, da wäre Konflikt unvermeidlich. Und es sei ein dicker Konflikt. Also würde er ihn lieber „weichspülen“.

Totschweigen

Nur dass es bei dieser Frage um Leben oder Sterben geht. Ist das eine Meinungsverschiedenheit, die wir totschweigen sollten? (Haha, soll ich über dieses unbeabsichtigte Wortspiel lachen oder nicht?)

Ich verstehe seinen Wunsch, es möge einfach vorbei sein. Obwohl ich nicht von einer chronischen Krankheit betroffen bin, war ich selbst mehrfach an diesem Punkt. Ich höre ihn, und ich nehme ernst, was er sagt.

Gleichwohl erlaube ich mir, eine andere Sicht auf die Dinge zu haben. Und diese Sicht werde ich ihm nicht ersparen.

Das bin ich nicht nur mir und ihm, sondern auch unserer Verbindung schuldig.

Dafür sind wir gekommen. Genau dafür.

Spiegeln. Ergänzen. Das Weiß im Schwarz sein, das Schwarz im Weiß.  

Unbequem.

Seelenpartner sind unbequem …

Ich habe ihm gesagt, dass er uneingeschränkter Meister seines Lebens ist. Er trifft alle Entscheidungen. Aber er solle nicht unterschätzen, wie dicht ich an ihm dran sei. Und wie betroffen ich mich fühle.

Nicht zum ersten Mal scheint er mich zu brauchen, um diese Schatten und Gefühle überhaupt zu spüren.

Und noch etwas habe ich ihm gesagt. Wenn er wagen sollte, auch in diesem Fall seinen alten Trick anzuwenden und sich klammheimlich und vor allem unwiederbringlich aus meinem Leben zu stehlen – das heißt: mich erneut vor vollendete Tatsachen zu stellen –, würde ich kommen und ihn eigenhändig windelweich schlagen.

Tu das nicht mit mir, habe ich gesagt.

Er grinste und meinte, das würde wohl bedeuten, dass ich ihn so lange heimsuchen würde, bis er sich aus dem Jenseits in die Hölle wünsche, und ich sagte mit Inbrust Ja.

Er nickte und antwortete, ich wisse gar nicht, wie wichtig ich ihm sei. Und er verstehe, dass es nicht nur um ihn alleine gehe.

Mehr wollte ich gar nicht.

… weil es ihr Job ist

Anschließend machte ich noch eine kurze Reiki-Session, und zum ersten Mal balancierte ich nicht nur seinen und meinen Energieraum, sondern auch unseren gemeinsamen aus.

Ich kann spüren, dass wir ein gemeinsames Feld bilden. Es ist stark. Und es mag seltsam klingen – aber ich sah heute einen Heiligenschein um seinen Kopf. Eine hellsichtige Frau, die ebenfalls in einer Dualseelenverbindung steht, hatte mich vor Jahren das erste Mal darauf hingewiesen. Heute habe ich es selbst gesehen.

Vermeiden

Jetzt ist mir auch klar, worin die Stagnation der letzten Wochenenden bestand: wir haben existenzielle, drängende Themen vermieden, weil wir wussten, wir würden anderer Meinung sein. Wir haben uns gescheut, den nächsten Schritt zu gehen.

Doch Unterschiede und Wahrhaftigkeit begründen wahren Kontakt und Tiefe. Wir sind diametral entgegengegesetzt.

Dass Leben und Tod Teil seiner Geschichte sind, wusste ich von Anfang an. Noch am Wochenende sagte ich zu ihm, dass ich die Wahl hatte, mich auf ihn einzulassen. Mich dem zu öffnen. Und ich habe es wieder und wieder getan.

Unser heutiges Gespräch hat mir ein neues Verständnis vermittelt, was es heißt, Spiegelpartner zu sein. Es ist dieser Spiegel, der not-wendig ist. Er wendet die Not. Wir brauchen dieses exakte und oft so schmerzhafte Feedback des anderen.

Ach übrigens: Er verspürt neue Wellen grundloser Glückseligkeit. Na dann …

Es scheint nicht alles verloren zu sein. Let´s rock it, babe.