Ich lag gestern schon im Bett, als das Youtube-Video hochpoppte. Einer meiner wichtigsten spirituellen Lehrer ist verstorben.
Gefunden hatte ich Mel in meiner schlimmsten Krise, damals in meiner ersten großen Trennung von A. Er war sperrig und wirkte auf den ersten Blick hemdsärmelig, und es dauerte eine Weile, bis seine und meine Energie sich eingeschwungen hatten.
Doch dann machte es Klick.
Ihn gehen zu sehen ist wie der Verlust eines nahestehenden Familienmitgliedes. Das ist seltsam zu sagen, weil zwischen uns bis auf einen kurzen persönlichen Mailaustausch, in dem ich ihm einmal dankte, immer nur Einwegkommunikation herrschte – vom Bildschirm in mein Wohnzimmer.
Wenn wir von der Herzverbindung einmal absehen wollen.
Spiritueller Vater
Und doch geht jemand, der weit mehr für mich war als ein beliebiger Youtuber. Mel war mein spiritueller Vater. Und seine Videos hatten die merkwürdige Eigenart, immer genau zum richtigen Zeitpunkt bei mir aufzuschlagen.
Er hat mich oft durchgeschüttelt und vieles in Frage gestellt. Doch ich wusste immer, er war der Richtige. Ihm musste ich zuhören.
Das Video seiner Partnerin, in dem sie seinen Tod mitteilt, habe ich heute nacht auf Facebook geteilt. Dort, wo ich mich sonst sehr bedeckt halte, wenn es um Seelenpartnerschaft geht.
Es war wie ein kleines Coming Out.
Wie ich
Und während ich so darüber nachsann, tauchte wie so oft diese Frage in mir auf. Ob ich mich denn selbst tatsächlich als Twin Flame begreife.
Dabei wurde mir deutlich, dass ich diese Frage wohl nie werde beantworten können. Ich kann nicht sagen, was ich bin. Doch ich weiß sehr wohl, wie.
Und was ich auch weiß, ist dies: Nicole und Mel sind wie ich. Vielleicht ist das eine Antwort.
Und noch etwas Interessantes stellte ich fest: es war das erste Mal, dass ich tiefe Resonanz mit ihr empfand. Sie tauchte eher selten vor der Kamera auf, doch wenn sie es tat, war mir immer klar, dass es Mel war, der mich anzog.
Polaritäten
Aber auch das macht nun Sinn – beschreibt sie doch, dass beide Partner unterschiedliche Pole verkörperten. Sie den, der „von oben“ kommt (aus dem Transzendenten, wie sie es nannte) und der Schwierigkeiten hat, in einem Körper zu sein. Und dann Mel, der – so wie sie sagt – voll und ganz im Körper, im Materiellen war und sich ihr entgegengesetzt bewegte.
Darin habe ich A und mich wiedererkannt – wie so häufig.
Nicole verkörpert offenbar den gleichen Pol wie ich. Und es sind ja bekanntlich die Gegensätze, die uns anziehen. Doch ihre Grundfrequenz ist die gleiche. Es war so tröstlich, ihre Worte und ihren Vibe zu spüren. Heimat.
Es gibt wenige, die ich so klar erkenne. Wenige, die diese Signatur tragen. Doch ihr Klang ist unverfälschlich.
It needs one to know one, sagte Mel einmal.
Mein Abschied
Interessanterweise hatte ich den Impuls, A das Video zu schicken. Doch dann hielt ich es zurück. Warum? Ich glaube nicht, dass er in Resonanz gegangen wäre.
Es ist mein Abschied. Mel ist mein spiritueller Vater. Und Nicole beschrieb, dass sie in seinem Sterbeprozess viele, viele wahrnahm, die energetisch anwesend waren. Ihr ward alle da, hat sie gesagt. Ich habe geweint. Und ich weiß, dass ich ihn finden kann, wenn ich ihn brauche.
Mir kam sogar der Gedanke, dass ich vielleicht in der Lage bin, seine Energietechniken zu channeln. Ich lasse mir beim Reiki immer die Hände führen. Es ist anderes Wissen, das durch mich wirkt. Da oben wartet ein ganzer Club an Helfern.
Rund
Alles ist rund. Ich bin ihm entwachsen. Seine Führerschaft, sein Leitbild hatten sich überholt. Und so fühlte es sich stimmig an, als mein Mann eben zu mir sagte: „Ich denke … ich fühle, du kannst es. Du hast alles, was du brauchst.“
Mel steht mir nahe. Weit näher, als eine „zufällige Youtube-Verbindung“ vermuten ließe. Ich liebe ihn wie einen Vater.
Danke, Mel. Für alles.