Die Energien der letzten Tage sind verrückt. Das war vor allem in meinem Umfeld zu sehen. Todesfälle, existenzielle Wunden, Trauer, rasende Wut, Verlust. Doch während einige mir Nahestehenden heftig ringen, bin ich von einer unbändigen Freude und Zuversicht erfüllt. Ich habe das Gefühl, ich gleite auf der Welle. Ich lerne, sie zu meistern!
Das Ergebnis ist berauschend. Damit einher geht ein Gefühl von Leichtigkeit, Mühelosigkeit – und Abenteuer. Ich weiß nicht genau, wohin mich die Welle trägt, aber ich bin sicher, es wird aufregend und schön.
Was mich besonders beeindruckt ist zu sehen, wie A. und ich gerade ernten. Wie wir uns sozusagen unabhängig voneinander den gleichen Themen nähern. Während wir die letzten drei Jahre offenbar gebraucht haben, um eine emotional stabile Basis der Sicherheit zu gewinnen, scheint uns jetzt der nächste Schritt zu beschäftigen: der Kontakt nach außen. Das passt auch zu meinem Impuls, meinen Blog neu zu gestalten.
Ein neuer Zyklus beginnt
Ich kenne dieses Gefühl aus anderen Zusammenhängen. Zuerst mache ich mir ein Thema oder eine neue Situation zu eigen. In der ersten Zeit bin ich noch unsicher und von Zweifeln erfüllt. Kein guter Moment, um Kritik von außen wegzustecken.
Dann allmählich entsteht mehr Klarheit. Innere Stabilität. Überzeugung, die durch Erfahrung entstanden ist. Und dann kommt der Zeitpunkt, wo ich damit hinaus in die Welt will. Nennen wir es das Outen.
So ähnlich geht es mir im Moment mit A. Wir haben bisher in gewisser Weise ein Inseldasein geführt. Die äußeren Faktoren erwiesen sich als zu störend, so dass wir uns gezwungen sahen, sie weitgehend zu eliminieren.
Das heißt, wir haben auch gelernt, was wir brauchen, um harmonisch miteinander sein zu können. Wir haben gesehen, was funktioniert und was nicht. Das hat große Klarheit in unsere Beziehung gebracht.
Integration
Nun scheint, dass eine neue Phase der Integration gekommen ist. Wie innen, so außen. In Balance habe ich mich immer dann gefühlt, wenn mein Innen auch äußeren Ausdruck fand. Bisher war A. immer so etwas wie ein Geheimnis. Ich habe es nur mit wenigen geteilt. Man könnte auch sagen, ich war nicht in der Lage, voll und ganz zu ihm zu stehen.
Auf seiner Seite habe ich es genauso erlebt. Ich hatte immer das Gefühl, als würde er mich von seiner Familie fernhalten. Ob er das bewusst bestätigen würde, weiß ich nicht. Aber es war mein Eindruck. Wir hielten andere von „uns“ fern.
Vielleicht war alles zu zerbrechlich. Zu wackelig. Wir waren wackelig. Wie A. gestern so schön sagte: wir sind ja selbst in etwas hineingeschlittert, von dem wir keine Ahnung hatten, was es bedeutet. Oder erfordert. Und er hat natürlich völlig recht.
Es gab keine Vorbilder, es gab (fast) niemanden, der uns hätte (be)raten können. Sinnvoll beraten. Ehrlich: wir haben es probiert. Ich habe drei Therapeutinnen von ihm erzählt. Oh mein Gott! Vergiss es.
Die erste hat es noch am besten hinbekommen. Sie war offen und hat mir zugehört. Sie nahm mich ernst. Aber ihr fehlte die Erfahrung, um wirklich nachvollziehen zu können, was ich durchlebte. Kandidatin zwei war der Meinung, diese Verbindung sei vielleicht doch eher teuflisch. Und Kandidatin drei (es war eine Paartherapeutin) meinte, sie könne nur mit meinem Mann und mir arbeiten, wenn ich meine „Affäre“ beende. Da gingen bei mir die Klappen runter. Diese Frau hatte nichts begriffen.
Also mussten wir es selber machen. So gut wir es denn verstanden und vermochten. Mit allen Fehlern und Irrtümern. Aber auch mit Fortschritten. Ja, wir haben erhebliche Fortschritte gemacht!
Innerer Kritiker
Wir haben alle drei unsere inneren Kritiker zu spüren bekommen. Unsere inneren Glaubenssätze, was Moral und Anstand betrifft. Was „man“ tut und was „man“ besser sein lässt. Be a good girl, oh yeah …
Aber auch unsere Ängste und Schwächen wurden knallhart offenbar. Bei uns allen dreien. Drei. Wir sind drei! Das ist dieser Tage noch einmal so deutlich geworden.
Interessant auch zu sehen, wie „dual“ A. und mein Mann in gewisser Weise zueinander sind. Sie haben gegenüberliegende Sternzeichen. Und das, was für den einen die größte Stärke ist, ist beim anderen eine Schwäche. Oder Sorge. Das hat mich ziemlich verblüfft. Aber nicht überrascht.
Ich habe mich oft gefragt, warum wir uns in dieser merkwürdigen Konstellation befinden. Ich glaube, es geschieht, weil wir alle drei daran wachsen. Man hört so oft, dass sich Dualseelen irgendwann von ihrem alten Lebensgefährten trennen. Ich glaube nicht, dass das bei uns vorgesehen ist.
Vielmehr geht es darum zu umarmen, was ist. Mein Mann äußerte diesbezüglich kürzlich einen interessanten Gedanken. Ich hatte ihm gerade von meiner Zwillingsschwester erzählt. Da meinte er: du führst wirklich das Leben für zwei. Ich wusste erst nicht, was er damit meinte. Aber er sagte, ich hätte ja auch zwei Männer. Als würde ich das Leben für sie mitführen.
Diese Idee fand ich sehr überraschend. Aber auch merkwürdige Weise stimmig. Vielleicht ist etwas Wahres daran. Ich lebe für zwei. Schon früher habe ich geäußert, ich hätte so viel, dass ich zwei Leben damit füllen könnte. Ich werde von zwei Männern auf besondere Weise geliebt. Wenn das nichts Besonderes ist!
Unser Dreierhoroskop besagt, dass wir alle „koste es, was es wolle an dieser Beziehung festhalten würden“. Wir werden sehen, ob die Sterne Recht behalten.