Welche Art Liebe?

„Ich weiß, ich liebe dich.
Aber ich weiß nicht, welche Art Liebe es ist.“

Diesen Satz schrieb mir meine Dualseele, nachdem wir uns vor einigen Monaten nach 20 Jahren wieder trafen. Nach einem ersten, nicht enden wollenden Kuss, der innerhalb eines Abends meine ganze Welt auf den Kopf stellte, wagte ich mich Schritt für Schritt aus der Reserve und offenbarte mit jeder SMS, jedem Brief ein bisschen mehr von mir – und meinen Gefühlen. Darauf schrieb er mir diesen Satz. Es war das erste Mal, dass er von Liebe sprach.

Heute, etwa neun Monate später, fällt mir dieser Satz wieder ein. Warum? Weil ich gerade einen Artikel las, in dem beschrieben wurde, dass wir auch zu Menschen, mit denen wir nicht verwandt sind, ein brüderliches/schwesterliches oder Eltern-Kind-Verhältnis haben können.

Das wiederum erinnert mich daran, dass ich für A. ein ganzes Spektrum an Liebesgefühlen empfinde. Manchmal ist er vor allem mein „Lover“, manchmal ein sehr vertrauter Freund, und manchmal habe ich geschwisterliche Gefühle für ihn. So etwas ist mir noch nie zuvor in dieser Form passiert, und manchmal finde ich es schon ein bisschen merkwürdig. Es will und will nicht in irgendeine vertraute Schublade passen.

Doch während ich mir diese verschiedenen Liebesgefühle „horizontal“ auf einer Achse möglicher Liebesformen vorstelle, gibt es auch „vertikal“ zwischen uns eine erstaunliche Vielfalt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir miteinander völlig mühelos zwischen den verschiedenen Ebenen Emotionen – Gedanken – Körperlichkeit und Spiritualität hin- und herspringen können, und zwar blitzschnell. Und das Faszinierendste daran ist, dass wir einander mühelos folgen können.

Es ist fast, als beherrschten wir eine unglaublich umfassende Klaviatur, sowohl in der Höhe als auch in der Tiefe, und es bedarf keiner Absprachen, um gemeinsam auf dieser Klaviatur in ihrer Ganzheit zu spielen. Denn aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen (ich glaube ja in der Tat an Vorleben …) kennen wir diese beide in- und auswendig.

Seit unserem ersten Kuss und seinem Satz über die Liebe ist einige Zeit vergangen, und unsere Beziehung hat sich gefestigt und weiterentwickelt. Wir erleben sie nicht mehr aus lauter Ungläubigkeit als so zerbrechlich. Und unsere Gefühle füreinander sind von Mal zu Mal intensiver geworden.

Dass Liebe so „umfangreich“ und „leicht“ sein könnte, hätte ich mir nie träumen lassen. Und gleichzeitig bin ich sicher, dass wir noch nicht am Ende unserer Erfahrungen angekommen sind.

Noch immer versuche ich zu begreifen, was mit uns passiert. Es ist Liebe, so viel ist sicher. Aber es ist mehr als das. Irgendwie ist es … Magie. Eine Magie, die ich um nichts in der Welt mehr missen will.