Bei mir will dieses Jahr so gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Ich kämpfe sichtlich mit meiner Balance. Schon gestern war ich extrem gereizt und habe A ein paar klare Worte zur aktuellen Situation gesagt. Entsprechend schlecht war auch heute die Stimmung.

Der Unwille kommt immer wieder. Meine Wut. Mein Ungehaltensein. Und ich glaube, es tritt immer dann auf, wenn ich mich manipuliert und benutzt fühle.

Als A mir heute morgen per Messenger schöne Weihnachten wünschte, hatte ich keine Lust zu antworten. Überhaupt habe ich die Worte „frohe Weihnachten“ dieses Jahr ihm gegenüber nicht über die Lippen gebracht. Es wäre nicht ehrlich gewesen.

Kleine Geschenke

Stattdessen hatten wir vorhin ein kurzes Gespräch, das meine Wut von gestern noch befeuerte. Er lag gerade im Bett, als ich anrief. Ich fragte ihn, ob auf seiner Station heute irgendetwas geplant sei, und er erzählte, jeder habe ein kleines Geschenk erhalten. Das sei „nett“ gewesen, müsste man aber auch nicht haben.

Die Art und Weise, wie er die – wie ich fand – nette Geste abtat, fand ich schon unpassend. Doch dann meinte er – und ich schwöre, das waren exakt seine Worte: „Du sollst mich retten.“

Du sollst mich retten

Ich war nicht scharf darauf, den Konflikt eskalieren zu lassen (obwohl ich mich die ganze Zeit wie ein Pulverfass fühle), und so sagte ich: „Ich würde dich schon retten, wenn du dich retten lassen würdest.“ Mal abgesehen davon, dass sich genau genommen nur jeder selber retten kann.

Er darauf: „Ja, aber du musst mich auch so retten, dass das für mich passt und ich zurecht komme.“

Alles, was ich dachte, war: Ach so! Dem anderen maximal Steine in den Weg legen und dann auch noch Ansprüche stellen. Er hat sich in diese Sackgasse manövriert. Nicht ich. Und er erwartet allen Ernstes, dass alle anderen seine Scheiße in Ordnung bringen?

Geht´s noch?

Mir lag etwas Bissiges auf der Zunge. Stattdessen meinte ich: „Nun, heute ist ja ein Tag für große Wünsche.“ Das war schon ungewöhnlich unfreundlich für unsere Verhältnisse.

Damit war unser heutiges Festgespräch im Wesentlichen beendet.

Ich hatte schon einige Male den Verdacht, dass die ganze Heimgeschichte in Wirklichkeit ein massiver, vermutlich unbewusster Appell an mich ist. „Sieh zu, was mit mir geschieht. Du wolltest mir ja nicht helfen.“

Nö. Nö. Und nochmal nö.

So unverblümt hat er noch nie den Wunsch geäußert, ich möge ihn doch bitte retten. Mein Mann kommentierte das Ganze nur mit den Worten. „Klar. Wo er die ganze Zeit dagegen arbeitet …“

Konsequenzen

Wenn das sein Versuch ist, einen noch größeren Liebesbeweis von mir zu erhalten, muss ich ihn enttäuschen. Ich mache das Spiel nicht mit. Und wenn er es braucht, mal so richtig schön mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen konfrontiert zu werden, werde ich ihm diese nicht ersparen.

Und noch etwas habe ich entschieden. Entweder er sorgt dafür, dass wir ungestört skypen können, oder ich skype nicht mehr. Wenn er andere über seine Grenzen latschen lässt, ist das sein Problem. Er hat seine Privatsphäre aufgegeben. Nicht ich. Ich wünsche kein Dutzend Pfleger auf meinem Bildschirm.

In dieser Sache wird´s noch knallen. Eins steht fest: meine unnachgiebige Seite hat er noch nicht oft erlebt. Sie wird ihm nicht gefallen.