In den letzten Tagen tauchte für mich das Thema „Offenheit in Beziehungen“ auf. Wie man damit umgeht, wenn plötzlich ein Mensch ins eigene Leben platzt und alles Bisherige in den Grundfesten erschüttert, ist für Dualseelen wohl eine besonders zentrale Frage.
Ich habe an vielen Stellen gelesen, dass Dualseelen sich zum Zeitpunkt ihres Treffens (oder ihrer Initialzündung) oft in festen Bindungen befinden und/oder auf andere, massive und unüberwindlich scheinende Hindernisse treffen (z.B. weite Entfernungen), die eine „normale“ Beziehung schlicht und einfach verhindern. Und dass viele mit der Frage kämpfen, was dies für sie selbst, ihre Partnerschaft und ihre Beziehung zu diesem besonderen Menschen zu bedeuten hat.
Nun, wahrscheinlich muss und wird jede/r Einzelne darauf seine persönliche und entsprechend unterschiedliche Antwort finden (müssen), doch ich habe das Bedürfnis, ein paar meiner Gedanken und Erfahrungen mitzuteilen.
Ich hatte meine Entscheidung sehr früh getroffen – bzw. die Umstände hatten mir die Entscheidung abgenommen. Ich bin immer ein sehr ehrlicher Mensch gewesen und hasse es, jemandem ins Gesicht zu lügen. Anders gesagt: ich bin dazu gar nicht in der Lage.
Als für mich das Thema Dualseelen nach unserem ersten Kuss so massiv wurde, war es nur eine Frage der Zeit, bis meinem Partner irgendetwas auffallen würde. Und in der Tat stellte er mich recht bald zur Rede. Ich tat, was ich immer in solchen Situationen getan habe: ich sagte ihm die (meine) Wahrheit.
Achterbahnfahrt
Es wird niemanden erstaunen, dass uns dies im Folgenden viel Chaos und fast ein ganzes Jahr extremer Achterbahnfahrten bescherte, bevor A die Notbremse zog und sich trennte. Ich selbst war dazu nicht in der Lage.
Auch wenn ich einerseits dankbar für die Erfahrungen und die Intensität meiner Erlebnisse bin, so wünsche ich sie andererseits niemandem. Es war lehrreich, aber hart. Anders gesagt: es ist eine Sache, in etwas mehr oder weniger blauäugig hineinzuschlittern und eine andere, von vorneherein eine bewusste Entscheidung zu treffen.
Wenn es stimmt, was man hört, so soll das Thema Dualseelen ja richtig „in Mode“ gekommen sein. Ich weiß nicht, ob das stimmt, und ob wirklich so viele auf der Suche nach ihrem Seelenpartner sind.
Ich kann nur sagen, dass es für mich umgekehrt gewesen ist: ich habe erst diese merkwürdigen Erfahrungen gemacht und mich dann – wie es meine Art ist – auf die Suche nach Erklärungen, Hinweisen oder anderen Menschen gemacht, die vergleichbare Erfahrungen gemacht haben. Ich hatte – entsprechend der Bedeutung, die Sprache in meinem Leben hat – ein sehr starkes Bedürfnis, einen Namen für meine Erfahrungen zu finden. Und zwar einen, den nicht nur ich selbst den Ereignissen gebe, sondern einen, der mir die Kommunikation mit anderen ermöglicht. Einen, mit dem auch andere etwas anfangen können.
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose
Kennt Ihr die Geschichte „Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“? Ein Mann beginnt die Begriffe für Dinge zu vertauschen, und am Ende versteht ihn niemand mehr.
Worte und Begriffe sind immer nur Annäherungen an unsere Erfahrungen, und doch habe ich mich in vielen Beschreibungen so genau wiedergefunden, dass es mich wirklich frappiert hat. Manchmal las ich auch Dinge, in denen ich mich (vorerst) nicht wiederfand, nur um kurze Zeit später genau die beschriebenen Erfahrungen zu machen. Es war, als hätte ich eine „Landkarte“ gefunden.
Auch nicht für alle Dualseelen scheint eine körperliche (sprich: erotische) Beziehung eine Rolle zu spielen – was die Dinge ungleich einfacher macht, wenn man bereits in einer Beziehung ist. Und wenn man nicht vorhat, mit seiner Dualseele etwas „anzufangen“, macht es auch wenig Sinn, dem Partner davon zu berichten – es sei denn, die Beziehung gibt das her.
Ich bin froh, den Weg der Offenheit gegangen zu sein. Er hat viel Schmerz verursacht, weil er alle Beteiligten sehr heftig „getriggert“ und so mit tiefen, alten Wunden und Themen konfrontiert hat. Daran sind wir enorm gewachsen. Zum Nachmachen ist dieser Weg dennoch nicht unbedingt geeignet. Wäre mein Mann nicht so konstruktiv und bereit gewesen, sich von den Stürmen des letzten Jahres mitreißen und wegtragen zu lassen, und hätte er mich nicht so sehr geliebt und hätte mir vertraut, wäre uns alles unter den Händen weggebrochen.
Geheimnisse vs. Offenheit
Jeder hat ein Recht auf Geheimnisse, davon bin ich überzeugt. Aber Geheimnisse können auch großen Schmerz verursachen, wenn sie ans Licht kommen. Das ist einerseits heilsam, aber andererseits auch die harte Methode. Wir konnten nur unseren Weg gehen, so wie wir ihn gegangen sind.
Es würde mich sehr interessieren, wie es anderen in vergleichbaren Situationen ergeht und ergangen ist. Ist eure alte Beziehung – wie es ja so oft als „unvermeidlich“ dargestellt wird – an dieser heftigen, unerklärlichen Liebe zerbrochen? Stand eure existierende Beziehung überhaupt zur Disposition? Oder war bzw. ist eure Dualseele gebunden?
Für mich machen all diese Erfahrungen erst vor dem Hintergrund zahlreicher Vorleben Sinn. Ich kenne A. bis auf die Knochen. Das scheint ein Widerspruch dazu zu sein, dass er mich mit seinem Verhalten noch immer so überraschen kann.
Nun, genauer gesagt kenne ich seine Essenz bis auf die Knochen – oder bis in die tiefsten Winkel seiner Seele. Ich weiß, wer er wirklich ist. Das konnte ich sehen, von Anfang an, seitdem wir uns das erste Mal in die Augen sahen.
Im Alltag, oder in der Gestalt dieses Lebens hingegen, gibt es viele Dinge, die ich nicht von ihm weiß, und wo ich ihn „neu kennenlernen“ muss. Aber unsere Verbindung ist uralt. Woher sonst käme dieses instinktive, tiefe Vertrauen und Wissen um den anderen? Ich habe mich ein Leben lang auf einer diffusen Suche befunden. War ich nun ein Zwilling, der den anderen im Mutterleib verloren hat, wie es meinem Sohn wiederfahren ist? Warum fühlte ich mich so hälftig? Waren das nur alte, psychologisch erklärbare, neurotische Symbiose-Sehnsüchte? Oder war mehr daran?
Innere Stille
Fest steht, dass etwas in mir still geworden ist, seitdem ich A wiedergetroffen habe. Etwas in mir sucht nicht mehr. Etwas in mir weiß. Etwas in mir hat gefunden. Allerdings fällt es mir im logisch-rationalen Zustand oftmals schwer, selbst wirklich daran zu glauben. Mein innerer Kritiker ist noch immer – oder immer mal wieder – sehr laut.
Bei meinem Mann ist das anders. Da ist auch ein tiefes Wissen um unsere Verbindung und unser Potenzial. Aber er ist für mich noch immer – nach fast 20 Jahren – rätselhaft. Oft habe ich ihn angesehen über die Jahre und mich gefragt: „Wer bist du?“
Genau dies scheine ich mir für dieses Leben vorgenommen zu haben: herauszufinden, wer dieser Mann ist, der so treu an meiner Seite steht und sich selbst von extrem schwierigen Situationen nicht in die Flucht hat schlagen lassen. So einen Partner muss man erst mal finden. Es erfordert Größe, um zu tun, was er im letzten Jahr getan hat. Ich selbst habe nicht immer die gleiche Größe bewiesen.
Wer A ist, weiß ich bereits. Das beseitigt nicht das grundsätzliche Bedürfnis, ihm nahe zu sein und wieder diese anfängliche Harmonie zu spüren, die man böswillig als reine Verliebtheit oder als „Bubble Love“ beschreiben könnte.
Gerade denke ich, dass ich A in einem Sinne besser kenne als mich selbst. Oder anders gesagt: bei ihm kann ich alle Seiten, auch die schwärzesten, problemlos sehen. Bei meinen eigenen stellt sich das schon etwas schwieriger dar. 😉
Was tun?
Also was tun, wenn man der Dualseele oder dem Seelenpartner begegnet? Darüber sprechen oder es geheim halten? Ich denke, leider gibt es keine Standard-Antwort. Wie sagte mein Mann so schmerzlich-wahr zu mir? „Deine Handlungen haben Auswirkungen.“
Darüber müssen wir uns im Klaren sein – so oder so.
Ich bin sicher, dass meine Partnerschaft in tausend Stücke zerborsten wäre, wenn ich zu alledem auch noch gelogen hätte. Es gibt auch so genug Fehler zu bekennen und zu verzeihen, aber wenigstens der Lüge habe ich mich nicht schuldig gemacht.
Manchmal braucht es Zeit, um sich der eigenen Gefühle und Bedürfnisse überhaupt erst klar zu werden. So lange ist es schwer, klare, weise und vorausschauende Entscheidungen zu trefffen.
Wie ist es euch ergangen? Wie habt Ihr dieses Dilemma für euch gelöst? Oder hat es sich wie von Zauberhand selbst erledigt?
Ich fände es schön, mehr zu lesen!
Ich bin selbst auf diesem Weg – nur auf der anderen Seite. Aber es geht auch um eine Dreiecksbeziehung. Meine Freundin ist in einer fast 20jährigen Beziehung. Und ich bin ihre erste Frau.
Es ist mehr als kompliziert und das schon seit zwei Jahren. Auch mit einem Trennungsversuch meinerseits, mit Integrationsversuchen des ihres Mannes meinerseits etc.
Eins steht für mich aber fest – es ist etwas, was anders ist. Ich spüre das deutlich. Und sie auch.
Ich würde mich über einen Kontakt freuen.
Ja gerne. Ich bin auch immer an Austausch interessiert.