Schrieb ich nicht noch vor ein paar Tagen, ich hätte mich von meiner Dualseele verabschiedet, und dass er darauf prompt angerufen hat? Nun, heute haben wir eine Weile telefoniert. Es war seltsam heilsam. Zuvor waren wir sozusagen „im Unfrieden“ auseinandergegangen, ohne Klärung, ohne vernünftiges Gespräch. Dies haben wir nun gewissermaßen nachgeholt.

Wir sind uns darüber einig, dass es eine merkwürdige, enge Verbindung zwischen uns gibt, die keiner von uns beiden völlig „loslassen“ will (oder kann?)

Mit diesem „Loslassen“ ist das im Übrigen so eine Sache. Ich kann das Wort langsam nicht mehr hören. Aber ich verstehe trotzdem, was damit gemeint ist. Anders gesagt: ich verstehe darunter, inneren Frieden zu finden.

Arnold Beisser, ein vollständig gelähmter Gestalttherapeut, schrieb das Buch „Wozu brauche ich Flügel“ und beschreibt das „Paradox der Veränderung“. Im Prinzip sagt er, wir könnten Veränderung nicht aktiv, „willentlich“ bewirken, sondern sie geschehe indirekt – und zwar dann, wenn wir akzeptieren und annehmen, was ist.

Byron Katie mit ihrer Methode „The Work“ sagt im Prinzip das Gleiche. Sie nennt es „lieben, was ist“.

Würdigen, was ist

Das Telefonat heute hat mir gut getan. Und ich habe erneut die Erfahrung machen dürfen, dass es ungemein heilsam ist, gemeinsam die Dinge zu würdigen, zu benennen und auch den Gefühlen einen angemessen Ausdruck zu geben, die sind. Gleichermaßen gilt es, die Dinge zu würdigen und auch zu betrauern, die (in diesem Leben?!) nicht sind oder sein sollen oder die wir uns entschieden haben, nicht zu tun – aus welchen Gründen auch immer.

Wir sind uns einig, dass wir einander nicht völlig aus den Augen verlieren wollen, aber dass wir mehr Raum und Abstand zwischen uns brauchen. In diesem Sinne halten wir aneinander „fest“ – oder bestätigen – positiver formuliert – dass wir zueinander diese uns selbst nicht ganz erklärbare Verbindung haben. Es tat gut, das auch nochmal von ihm zu hören. (Dass es für mich so ist, war ja klar 😉 )

Ich bin überrascht von meiner eigenen inneren Ruhe. Es gibt ihn, und es gibt etwas sehr Besonderes zwischen uns.

Und ich bin froh, mich nicht mehr so zerrissen zu fühlen. Der Versuch, zwei Beziehungen parallel zu führen, erfordert gute Nerven, glaubt mir.

Ich weiß von vielen anderen, dass sie mit Dreiecksbeziehungen, Affären, Ex- und neuen Partnern, in Patchworkfamilien, mit Scheidungen und Wiederverheiratungen hantieren. Vor ein paar Tagen las ich gerade noch in einem Twin Flame-Forum über das Thema Polyamorie.

Anfänglich, also im Dezember letzten Jahres, schrieb ich A. in einem Brief, es gehe plötzlich um sowohl-als-auch und nicht mehr entweder-oder. Wenn man das auf die klassischen Beziehungen 1 zu 1 zu übertragen versucht, landet man unweigerlich bei Polyamorie – und all den Verletzungen oder potenziellen Verletzungen, die damit einhergehen.

Jemand, der Polyamorie lebt, wird vermutlich einwenden, dass es eben darum gehe, die Eifersucht zu überwinden und die dahinter liegenden Ängste wie Minderwertigkeitsgefühle, Verlustangst usw. Das ist so gesehen richtig. Und mag sein, dass dies anderen tatsächlich gelingt.

Ich selbst musste mir eingestehen, dass es leichter ist, sich Freiheiten herauszunehmen, als sie anderen einzuräumen. Viel, viel leichter. Ich habe persönlich meine Schlüsse daraus gezogen. Frei nach Kants kategorischem Imperativ: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.

Viele Dinge spielen in Beziehungen – und vor allem Dreieckskonstellationen – eine wichtige Rolle. Die Frage, was für mich Intimität ist und wie ich sie ausdrücken will. Wo die jeweils persönlichen Grenzen liegen.

Glaubenssätze

Dann die viel zitierten Glaubenssätze, die wir über Beziehungen erlernt haben. Anders gefragt: ist uns Eifersucht anerzogen worden? Oder gibt es in uns auch „natürlicherweise“ diesen Teil, der manche Dinge einfach nicht teilen will?

Ich bin zuletzt sehr, sehr intensiv meinem inneren Kind begegnet, und es waren sehr frühe Altersphasen, die dort sichtbar wurden. Angefangen vom frisch Geborenen über die berühmt-berüchtigte Autonomie- (sprich: „Trotz-„) Phase bis hin zu pubertären Bedürfnissen und Verhaltensweisen.

Ich habe noch keine endgültigen Antworten für mich gefunden. Klar ist, dass meine Beziehung (oder sagen wir besser: Verbindung, denn unsere Beziehung haben wir beendet) mit A. partout in keine Schublade passen will. Und dass meine Einsichten hinsichtlich einem sowohl-als-auch in einem gewissen Sinne richtig waren. Vielleicht habe ich sie nur falsch gedeutet und „ins Leben gebracht“.

In der vielzitierten 5. Dimension, wo wir – so heißt es – als multidimensionale Wesen existieren, scheint dieses „sowohl-als-auch“ die neue Wirklichkeit zu sein. Die spannende Frage bleibt, wie wir 3D-Wesen unsere wachsenden 5D-Einsichten in unser Leben hier und jetzt integrieren und umsetzen.