Wie können wir einen Menschen kennenlernen, wenn wir ihn doch schon in- und auswendig kennen? Sinn macht diese Frage nur, wenn wir verschiedene Ebenen unterscheiden.

Ich habe ja schon an anderer Stelle erwähnt, dass meine beiden Männer A. und T. sehr unterschiedlich sind. Kürzlich wurde mir klar, dass wir es auch hier mit polaren, einander entgegengesetzten Erfahrungen zu tun haben.

Der eine Mann kennt meine Persönlichkeit. Der andere meine Essenz. Beide zusammen ergeben eine höchst interessante Mischung.

Persönlichkeit und Essenz

A. lerne ich gerade besser kennen – oder sagen wir genauer: seine Persönlichkeit. Seine Lebensgeschichte. Die Summe seiner Erfahrungen. Seine Essenz musste ich nicht kennenlernen. Die habe ich im ersten Moment instinktiv erfasst.

Meine Lebensgeschichte habe ich zu einem großen Teil mit meinem Mann T. erlebt und geteilt. Wir sind immerhin seit 21 Jahren zusammen. Meine Persönlichkeit ist ihm vertraut. Da kann A. etwas von meinem Mann lernen.

Mit meiner Essenz (Seele) scheint es umgekehrt zu sein. Die kennt A. genau – so wie ich seine. Hier kann T. etwas von A. lernen.

Und so scheinen sich diese beiden unterschiedlichen Männer auf rätselhafte Weise zu ergänzen, aufeinander zuzuentwickeln und (an)einander auszubalancieren. Wozu? Nun, ich glaube auch hier gilt die Weisheit: In der Mitte liegt die Kraft.

Weißt du schon …?

Mit A. genieße ich dieses physische, greifbare, sehr menschliche Kennenlernen momentan sehr intensiv. Es ist merkwürdig, jemanden schon über zwanzig Jahre zu kennen und doch das Allermeiste in dessen Leben verpasst zu haben.

Und so höre ich mir selbst amüsiert zu, wenn ich zu A. mal wieder sage: „Ich weiß nicht, ob ich das schon erwähnt habe …“ Irgendwie fühlt es sich – sehr irrational – so an, als müsste er all das längst wissen.

Wenn man zwanzig Jahre mit ein und demselben Partner zusammen lebt, ist es so selbstverständlich geworden, dass der andere all diese großen und kleinen Geschichten kennt. Bei A. ist das naturgemäß ein bisschen anders. Fast so, als müssten wir etwas aufholen. Etwas? Nun, genauer gesagt, ein halbes Leben.

Dabei geht es gar nicht um ein Nachturnen im Schweinsgalopp. Nein, was wir voneinander erfahren und miteinander teilen, hat oft die Qualität eines guten, über Jahre gereiften Weines. Seine Essenz ist klar, sein Geschmack intensiv. Wir haben unsere Erfahrungen filtriert, gereinigt und sortiert. Plötzlich macht es Sinn, wenn ich sage: „Ich bin.“

So viel hat sich integriert und seinen Platz gefunden. Wir sind beide, A. und ich, viel mehr wir als bei unserer ersten Begegnung. Des öfteren sprechen wir auch über das Alter(n). Ich bin froh, nicht mehr ganz jung, d.h. am Anfang zu sein. Es fühlt sich nach Ernte an. Doch um heute ernten zu können, brauchte es viele Jahre Vorbereitung, Beharrlichkeit und Geduld.

Ich glaube nicht, dass von nun an alles „glatt“ und „easy“ laufen wird (puh, wie langweilig!) Aber im Moment fühlt sich die Verbindung zu A. (und mein Leben insgesamt!) ungewöhnlich satt an. Satt, reich, rund und erprobt. Stabil. Passend zu dem astrologischen Zyklus, in den wir gerade eingetreten sind und der uns die nächsten Jahre viel Steinbock-Energie (d.h. Erde, Stabilität und Struktur) bescheren wird.

Astrologische Randnotiz

Apropos Astrologie – ich weiß, die wenigsten beschäftigen sich in der Tiefe damit. Aber in den progressiven Partnerschaftshoroskopen von A. und mir (das sind die, die dem aktuellen Bewusstseinszustand und nicht mehr dem Geburtszustand entsprechen) treffen sein Mond (Gefühle) und meine Sonne (Bewusstsein) gerade exakt aufeinander. Das gilt in Partnerschaftshoroskopen als eine (von mehreren) sehr harmonischen, verbindenden Konstellationen.

Auch die progressive Venus (die u.a. für Liebe steht) meines Mannes befindet sich fast an der gleichen Stelle. Kein Wunder, dass sich unser Liebesleben plötzlich so überraschend harmonisch anfühlt.

Mein Mars (Tatkraft, männliche Energie) berührt derweil übrigens exakt A.´s Sonne (Bewusstsein) und seine Vesta (heilige Flamme) – alle drei im Wassermann (New Age lässt grüßen!). Alles in allem ein paar sehr kraftvolle, ermächtigende Konstellationen.

Jedenfalls kann ich nur sagen: ist es großartig, jemanden (auf physische Weise) immer besser kennenlernen zu dürfen, den man (auf Seelenebene) schon so gut kennt. Diese Schizophrenie kann wohl nur jemand verstehen, der es selbst erlebt hat.