Meine Reise-Nase hat mich nicht getäuscht: ich war am Wochenende bei A in Deutschland. Seltsamerweise wusste ich immer, wann der richtige Moment für ein Treffen gekommen war. Doch wie passgenau ich diesmal gereist bin, stellte sich erst nachträglich heraus.
Gestern war ein ausgemachter Scheißtag. Ich hatte schon schlechte Laune, als A mich anskypte. „Es gibt aufregende Neuigkeiten“, sagte er. Zu dem Zeitpunkt machte er noch ein relativ glückliches Gesicht.
Wie sich herausstellte, war gerade seine pädagogische Betreuerin gegangen und hatte ihm mitgeteilt, dass er am nächsten Dienstag (in einer Woche!) ins Heim ziehen würde. Ich war wie vom Donner gerührt, zumal wir am Wochenende noch darüber gesprochen hatten, dass das Heim lange Wartelisten hat und wir keine Ahnung hätten, wann ein Platz frei werden würde.
Was mich am meisten erschütterte, war, was er über seine Wohnungseinrichtung berichtete: er solle am Dienstag nur das Nötigste mitnehmen, und dann käme in der Woche jemand in die Wohnung und würde sie „entrümpeln“ lassen. Alles auf den Sperrmüll, heißt das. Entsorgt. Ohne mit der Wimper zu zucken.
Entsorgt
Mir drehte sich der Magen um. Nicht wegen des Besitztums als solchem. Nein, wegen der Geste. „Wir räumen dann mal eben die Reste Ihres Lebens weg.“ Und die Nachmieter stehen schon Schlange. Fühlt sich verdammt nach Leichenfledderei an.
Jedenfalls veranlasste ich, dass meine Mutter – die A und mich am Samstag besucht hatte und ihn nach sechs Jahren endlich einmal kennenlernte – einen Schrank abholt, der A und mir am Herzen liegt. Außerdem hat sie sich bereit erklärt, seine hochwertigen Küchenutensilien zu verkaufen, um wenigstens noch etwas Geld daraus zu ziehen.
Passgenauer hätte meine Reise also nicht platziert sein können. Eine Woche später wäre sie schon nicht mehr möglich gewesen. Ich muss es im Urin gehabt haben, denn es fühlte sich nach Abschied an. Und ich hatte bereits vorsorglich ein paar Gegenstände mitgenommen, die ich noch bei ihm gelagert hatte.
Eine Ironie des Schicksals ist auch, dass wir noch meinen Fingerabdruck in sein neues Türschloss einprogrammiert haben. Das ist wohl auch hinfällig.
Gemischte Gefühle
Dass A nicht so begeistert ist, wie es sich anfangs präsentierte, wurde dann im Laufe unseres Gespräches deutlich. Seine Schwester rief an und gratulierte ihm – nach einem ersten Schockmoment – zum Heimplatz. Er werde dort sicher ein tolles Weihnachten feiern. Es sollte vermutlich aufmunternd klingen. Er murmelte nur: „Anders ist mir lieber.“
Zum ersten Mal hielt er nicht die Fahne der Vernunft hoch. Zum ersten Mal zeigte er, dass es ihm sehr wohl etwas ausmacht. Ich habe geweint, und es war wieder einmal – auch – für ihn.
Schließlich meinte er noch, dass er gar nicht wisse, ob er dort eigenes Telefon bzw. Internet habe. Das wäre noch der Hintertreppenwitz, wenn wir nicht mehr skypen könnten.
Aber wie sagte er so schön? „Wir finden unseren Weg. So wie wir ihn die ganze Zeit gefunden haben.“
Astrowarnung
Heute morgen fiel mir dann alles aus dem Gesicht. Gestern hatte ich noch in meinem Kalender gesehen, dass ich für den 14. und 15. Dezember eine „Astrowarnung“ in meinen Kalender geschrieben hatte. Also sah ich heute morgen nach.
An dem Tag, in dem A ins Heim geht, wird Saturn (der gestrenge Lehrer, Restriktor und Spaßverderber von 2020) auf die Sekunde genau auf unserer gemeinsamen Vesta sitzen. Sie repräsentiert die innerste, heilige Flamme unserer Verbindung.
Beschränkung als spirituelle Lektion?
Dazu muss man wissen, dass Saturn rund 30 Jahre braucht, um einmal durch den Tierkreis zu wandern und genau an dieser Stelle zu landen. 30 Jahre. Wie wahrscheinlich ist es, dass dies ein „Zufall“ ist?
Aber es geht noch weiter. Am Tag von A´s geplanter Operation wird Vesta erneut exakt getroffen. Diesmal seine eigene. An diesem Tag wird Pluto, der Phoenix, sekundengenau seine Vesta berühren und vermutlich ziemlich durch die Mangel nehmen. Nur dass Pluto 248 Jahre für eine Umrundung braucht und nicht nur 30.
Zweimal Vesta? Zweimal auf die Sekunde genau? In zwei hoch signifikanten Momenten? Mir blieb der Mund offen stehen.
Himmelsereignisse
Ich habe diese exakten Himmelsereignisse viele Male zwischen uns beobachtet. Und sie waren immer auf den Tag genau. Was mich wieder daran erinnert, dass alles geplant und orchestriert zu sein scheint. Sogar die unangenehmen Ereignisse. Läuft also alles nach Plan?
Gestern dachte ich, dass das Universum mir gegenüber doch recht rücksichtsvoll war. Ich hatte Zeit genug, mich mit der Heimidee anzufreunden (und diese Zeit habe ich auch dringend gebraucht!), gab mir sogar nochmal die Möglichkeit, mich von seiner Wohnung zu verabschieden. Und nun hilft auch noch meine Mutter bei der Entrümpelung.
Ach ja – noch eine merkwürdige Randnotiz. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass meine Mutter und Schwester am Wochenende bei der Abholung A´s Schwester begegnen. Das fühlt sich auf bizarre Weise nach „Familienzusammenführung“ an.
Alles nach Plan?
Das Universum hat in den letzten Wochen wieder und wieder bizarre Haken geschlagen. Es sind Dinge passiert – auch extrem unwahrscheinliche, die wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht ausgedacht hätten.
Die OP im Januar macht mich immer noch kribbelig. Dass Pluto so prominent platziert ist, verheißt Verwerfungen. Dass er für tiefgreifende spirituelle Transformation sorgen wird, dessen bin ich mir sicher. Ob A nach dieser Transformation noch unter den Lebenden weilt, dafür lege ich meine Hand nicht ins Feuer.
Das ist das Seltsame an der Astrologie: ich sehe oft kommen, dass etwas passiert. Wie es sich genau gestaltet, das verraten die Sterne – leider oder Gottseidank – nicht.
Darin bleibt unser freier Wille erhalten. Wie wir auf die Potenziale einer Konstellation reagieren, ist unsere eigene Entscheidung.
Stern von Bethlehem
Ach, und noch etwas: dieser Tage schafft es eine äußerst seltene Konstellation sogar in die Tageszeitungen. Am 21. Dezember werden Jupiter und Saturn so dicht beieinander stehen wie seit 800 Jahren nicht mehr. Diese Konstellation gilt als „Stern von Bethlehem“, weil die beiden größten Planeten scheinbar zu einem werden.
Manche sagen, dass ein neues „Christusbewusstsein“ entstehen wird. Ich sage nur: Jupiter und Saturn treffen sich (fast) genau auf unserer Vesta …