So richtig gut will es nicht werden mit A. und mir. Auch wenn die Operation ihr Ziel erreicht hat, bleibt die Perspektive düster. Was mich am meisten verwirrt, ist unsere abgerissene Verbindung. Ich spüre ihn nicht, und es klickt auch nicht, wenn wir gerade – kurz und selten – miteinander sprechen.
Ich weiß gar nicht, warum ich diesbezüglich so ein Mitteilungsbedürfnis habe. Vielleicht, weil ich Antworten suche. Perspektiven. Trost. Es sind bizarre Erfahrungen, die ich seit Anfang Dezember mit A. mache. Etwas ist gekippt. Etwas, was ich nicht fassen kann.
Wenn uns etwas auszeichnete, war es immer unsere blitzschnelle Verbindung. Es fiel uns leicht, in Resonanz zu gehen. Und genau das bleibt aktuell aus.
Warum das so ist, verstehe ich nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, wir befinden uns gerade in unterschiedlichen Universen. Und die Brücke dazwischen ist eingestürzt.
Es gibt auch nicht viel zu sagen. Im Prinzip haben wir beide alles Wichtige gesagt. Doch der Lauf der Dinge scheint uns aus der Hand genommen worden zu sein.
Zuschauer
Ich werde zum Zuschauer. Zum Statisten.
Unser Fenster schließt sich immer weiter. Sprechen wird immer anstrengender für ihn.
Die körperliche Distanz hatten wir immer zu kompensieren verstanden. Das klappt nicht mehr. Seine Flatrate ins Ausland fürs Telefon existiert nicht mehr. Das Mikro bei Skype schaltet sich immer wieder selbst aus. Persönliche Treffen sind zur Unmöglichkeit mutiert. Mutiert. Haha.
Ziemlich unwahrscheinlich, dass ich ihn überhaupt treffen dürfte. Lebe ich doch dort, wo das „besonders gefährliche“ Virus kursiert.
Absurdes Theater
Ich fühle mich wie im absurden Theater. Der Sinn ist mir abhanden gekommen. Warten auf Godot.
Oder so.
Ich kann nicht mal sagen, von wem die Veränderung ausgeht. Ob er sich zurückzieht, um sich zu erholen oder um schlicht seine Ruhe zu haben, oder ob auch ich – unbewusst – zur Entfremdung beitrage.
Ich konnte mir alles mögliche vorstellen. Das hier nicht.
Und ich kann es auch nicht länger mit einem klugen Konzept erklären. Das Leben ist nicht immer logisch. Obwohl alles so schön gepasst hätte.
Auf uns selbst
Wir werden beide auf uns selbst zurückgeworfen.
Und aus irgendeinem Grund fühle ich mich albern. Albern, weiter den Kontakt zu suchen. Albern, weil ich vielleicht den Ernst der Lage nicht sehen will. Albern, weil … ach, keine Ahnung.
Albern vielleicht, weil ich diese Verbindung die ganze Zeit so hochgehalten habe, und auf einmal geht die Flamme aus – einfach so. Als wäre nie was gewesen.
Es fühlt sich banal an.
Phantomjäger
Und während ich dies schreibe, fühle ich mich wie ein Phantomjäger.
Was bleibt übrig von uns?
Nichts daran fühlt sich noch groß oder mythisch oder spirituell an. Es ist einfach banal. Entzaubert.
Wo sind all diese tiefen Gefühle hin? Das Berührtwerden.
Leer
Eine Stelle in mir bleibt leer. Mein Herz singt nicht mehr. Es ist stumm.
Ich verstehe es nicht. Ich verstehe nichts mehr. Ich stehe einfach da und sehe zu. Sehe dem Stein hinterher, wie er den Berg herabrollt.
Steine wollen immer abwärts.
Er war zu schwer, um ihn festzuhalten.